Die beiden als feine Ladies ausstaffierten Damen sitzen auf leuchtend roten Polstern, ein verstecktes Symbol für Freude und Lust.
Das Doppelbild mit den beiden Damen in dunklen Qipaos ist spiegelbildlich angelegt: Ihre Kleider unterscheiden sich nur in der Tönung (links dunkelgrau, rechts schwarz) und den eingewebten Mustern (rechts Bambus, links Blüten), auch die weiß-gesäumten Bordüren und Knöpfe sowie der für die frühe Republikzeit typische, hochstehende Kragen sind identisch. Dieser spezielle Kragen dient dazu, die Gesichter teilweise zu verdecken und ihnen damit die als besonders schön geltende Form eines Sonnenblumenkerns zu verleihen (guazilian 瓜子脸).
Der Fächer der linken Dame hat ein Bambusmotiv, das für Tugendhaftigkeit steht, der andere Fächer ist mit einem Gedicht des berühmten Poeten und Kalligraphen der Tang-Dynastie Jia Dao (779-843) verziert.
Die Frauen sitzen entspannt auf roten, runden Polstern, sie sind dezent geschminkt, das helle Make-up betont die auffällig breite Stirn und den weit zurückliegenden Ansatz der Haare, die streng nach hinten gekämmt und rechts und links tief gescheitelt sind, wodurch sie einen Ausdruck der Strenge und Würde vermitteln. Keine Blüten schmücken die Frisuren, der Ohrschmuck ist klein und unauffällig.
Verstärkt durch die großflächige, graue Verspiegelung im Hintergrund, wirken die beiden Damen ruhig und gelassen. Trotzdem geht von dem Bild etwas Geheimnisvolles aus. Dieser Effekt wird vor allem durch das Spannungsverhältnis der Farben Schwarz und Rot erzeugt. Nach der alten Lehre von den fünf Elementen (Holz, Feuer, Metall, Wasser und Erde) wird die Farbe Schwarz dem „dunklen“ Wasser zugeordnet, ist ein Symbol des Winters, steht aber auch für Ehre und Würde. Rot hingegen, symbolisiert das Feuer, steht für Sommer und ist ein Symbol für Freude und Lust.
Während also Kleidung, Frisur und Accessoires der beiden Damen als Zeichen ihrer Würde und ihrer sozialen Stellung zu verstehen sind, deuten die leuchtend roten, runden Sitzpolster auf Sinnlichkeit hin und bringen die beiden Damen in Verbindung mit irdischen Freuden.
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