Die extreme Fragilität der beiden Damen, ihre feine Kleidung, sowie der aufwendige Kopfputz und speziell ihre langen, gepflegten Fingernägel zeugen von ihrer abgehobenen Noblesse.
Die feingekleideten, jungen Damen sitzen einander zugewandt und blicken gemeinsam in ein Buch, das die größere und wahrscheinlich auch ältere der beiden in ihrer Hand hält.
Auffällig sind ihre zarten Gliedmaßen und ihr üppiger Haarschmuck, der an einer schwarzen Stoffkappe befestigt ist. Neben Perlen und Blüten stechen besonders die kleinen, roten Kugeln an den Fühlern einer Schmetterlingsapplikation hervor. Die jüngere Frau hält einen Fächer mit einem blau-weißen Landschaftsmotiv in der Hand.
Die Damen sind vornehm und farblich aufeinander abgestimmt gekleidet, die runde Halskrause der jüngeren Dame erinnert an entsprechende Varianten im Kleidungsstil der Barockzeit. Die reich verzierten weiten Ärmel der Oberteile stehen in Kontrast zu den spindeldünnen Armen und Handgelenken und die extrem langen Fingernägel betonen die Zartheit der Hände.
In China gibt es eine lange Tradition in der Kunst der Bearbeitung und Färbung von Fingernägeln. Spätestens seit der Ming-Dynastie (1268-1644) galten lange Fingernägel bei Frauen als besonders modisch und edel. Sie waren ein Statussymbol und zeugten von der abgehobenen Noblesse einer Dame, denn die langen Nägel machten praktische Tätigkeiten fast unmöglich, beim Essen und Ankleiden waren sie auf die Hilfe von Dienstboten angewiesen. In der darauffolgenden Qing-Dynastie (1644-1912) erreichte die Nagelkunst in China ihren Höhepunkt und Fingernägel von bis zu einer Länge von 10 Inches waren keine Seltenheit.
Der geraffte Vorhang im rechten Bildbereich schafft in dem sonst leeren und gänzlich verspiegelten Hintergrund ein gewisses wohnliches Ambiente. Das Bild ist von einem runden Holzrahmen mit gold-getupftem Blütenmuster eingefasst. Diese Rahmenform ist sehr ungewöhnlich. Die Frage, ob es sich um ein Bildfragment handelt, für das dieser spezielle Rahmen erstellt wurde, ließe sich nur durch Aufbrechen des Rahmens klären.
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