Das körperbetonte Seiden-Qipao dieser Frau, die stolz eine ausländische Taschenuhr zeigt, wurde in der Republikzeit zum inbegriff moderne Frauenkleidung.
Voller Bewunderung blickt die junge Frau auf eine geöffnete Taschenuhr, während sie mit ihrer rechten Hand ein Taschentuch an ihr blaues, körperbetontes Cheongsam drückt. Das Seidenkleid hat die für die frühe Republikzeit (1911-1930) typischen schmalen Ärmel und den hohen Stehkragen. Auf dem Kleid ist in Brusthöhe eine weiße Chrysantheme appliziert, ein Symbol für Loyalität und Hingabe.
Die Bezeichnung Cheongsam ist die im Westen häufig benutzte kantonesische Aussprache für „langes Kleid“ (長衫). In anderen Teilen Chinas wird das Kleidungsstück in der Regel Qipao (旗袍) genannt, was so viel wie “Banner-Robe“ bedeutet und auf die ursprünglich mandschurische Herkunft dieses Kleiderstils zurückgeht. In den 20er Jahren wurde Das Qipao zum Inbegriff weiblicher Garderobe, besonders wegen des Schnitts, der die weiblichen Körperformen betont.
Der Beistelltisch auf der rechten Seite ist mit einer großen, weißen Blüte dekoriert und in der schwarzen Lackschale ist ein reifer Pfirsich zu sehen. Ein weiterer dieser „Götterfrüchte“ hängt an einem Schmuckband vor dem gerafften Vorhang. Kaum eine Frucht ist in China so symbolgeladen wie der Pfirsich: Traditionell wird er mit der frischen Gesichtsfarbe junger Mädchen in Verbindung gebracht und bedeutet Langlebigkeit. Aber die Darstellung eines reifen Pfirsichs hat auch eine eindeutig sexuelle Konnotation und steht für verführerische Frauen.
Das Erscheinungsbild und die Körpersprache der Frau vermitteln Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein. Bei der Taschenuhr handelt es sich um ein modernes, teures Accessoire, das sie womöglich geschenkt bekommen hat und mit Bewunderung und Stolz vorzeigt.
Westliche mechanische Uhrwerke waren in China ein Statussymbol und ein wertvolles Geschenk. In den letzten Jahren der Qing-Dynastie wurden solche Uhren zum Requisit in Fotostudios, um die Position der Porträtierten zu unterstreichen.
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